Turin ist neben Mailand die italienische Jugendstil-Hauptstadt . Die Kunstgewerbeschau von 1902 (Esposizione d’Arte Decorativa Moderna) im Valentino-Park der Stadt war ein ungeheuerer Erfolg und führte zur Manifestation des Jugendstils in Italien, wo man ihn als Liberty bezeichnet. In Turin waren vor allem die Architekten Fenoglio, Benazzo, Gribodo, Vivarelli, Gussoni und Velati Bellini mit ihren Bauten sehr erfolgreich. Turin passt so gar nicht zu der Vorstellung, die man üblicherweise von einer Autostadt hat. Zwar befindet sich dort der Stammsitz von Fiat, aber die Stadt ist bis heute ein einzigartiges Beispiel absolutistisch geprägter Stadtarchitektur. Anstelle des mittelalterlichen Stadtgefüges wurde durch die Savoyer ab dem 17. Jh. in einer beispiellosen Bautätigkeit eine am Reißbrett geplante Barockstadt als Gesamtkunstwerk aus dem Boden gestampft mit einem rechtwinkligem Straßenraster, ausgehend von dem Schloss der Savoyer an der Piazza Castello. In diesem eleganten Ensemble kann man selbst bei schlechtem Wetter unter 18 km Arkadengängen angenehm flanieren, zumal viele Straßen im Zentrum und vor allem die schönen Plätze seit einigen Jahren autofrei oder zumindest verkehrsberuhigt sind.